Wir haben es geschafft. Und unsere vollgestopften aber trotzdem nur 12 kg schweren Rucksäcke ebenfalls. Wir sind gut in Tiflis gegen 18 Uhr lokaler Zeit gelandet.
Am Flughafen angekommen wechselten wir unser erstes Geld, besorgten uns eine lokale SIM Karte, Wasser und stapften los Richtung Bushaltestelle.
Wir sollten jedoch nicht so weit kommen. Denn auf dem Weg dahin wurde uns für umgerechnet 12 Euro eine Fahrt in die 30 Minuten entfernte Hauptstadt angeboten, der wir in Anbetracht der heißen Temperaturen und dem Gepäck auf unseren Rücken nur schwer widerstehen konnten.
Anna setze sich mutig und wie selbstverständlich nach vorn und nutzte ihre Sprachkenntnisse aus, um dem Möchte-Gern-Guide ein paar Insidertipps zu entlocken. Ich verstand nur „STO“ (was) und „ETO“ (das)… soviel zu 6 Jahren Russischunterricht an der Schule.
Zwischendurch schallte laute georgische Musik aus dem Autoradio und ich erwischte mich beim Mitsingen ohne Textkenntnisse.
Erstaunt war ich darüber, dass man hier Autos mit dem Lenkrad auf der rechten Seite sieht (im Rechtsverkehr). Sowohl links als auch rechts… je nachdem, wo das Auto gekauft wurde.
Unser selbsternannter Personenbeförderer ließ uns bei der besagten Adresse von Booking.com raus… ein erkennbares „Hotel“ fanden wir jedoch nicht vor. Als wir abgesichert durch Google Maps (es lebe das Internet) tatsächlich vor der Hausnummer 10 standen, warte dort ein – unseres Erachtens leicht zugedröhnter – Typ und fragte, ob wir ins „Bricks Room Hotel“ wollten. Zögerlich kam ein JA bzw. DA aus unserem Mund. Sämtliche Horrorfilmszenarien durchspielend folgten wir ihm ins dunkle Treppenhaus mit kaputten Fenstern und runterhängenden Elektrokabeln bis in den zweiten Stock.
Und siehe da, hinter der Eingangstür verbarg sich wie aus einem Märchenfilm eine kleine, schnucklige und moderne 5 Zimmer-Pension (im besten Viertel Tiflis).
Da es inzwischen fast 20 Uhr lokaler Zeit war und unsere Mägen sich langsam bemerkbar machten, beschlossen wir ohne Umwege in ein 200 Meter entferntes typisches georgisches Restaurant einzukehren. Sowohl die Location als auch deren Mitarbeiter und die Gerichte waren einfach super! Wir schlugen uns mit lokalen Köstlichkeiten die Bäuche voll, während draußen vor der Tür die Welt unterging. Es regnete. Es schüttete. Es goss.
Und als wir mit dem Essen fertig waren, hatte der Himmel sich so weit entleert, dass wir auch ohne Regenjacke einen Spaziergang wagten. Aufpassen sollte man auf mit Wasser gefüllte Pfützen, welche sich heimtückisch als 30 cm tiefe Löcher tarnen und damit in einem unfreiwilligen kneippschen Fußbad enden.
In Tiflis gibt es viele Autos. Sehr viele Autos. Und schnelle Autos. Und keine Fußgängerampeln. Meine Erfahrungen aus Vietnam anwendend rannten wir zwischen den uns sich schnell nähernden Fahrzeugen slalomartig über die 3spurige Straße – direkt zu einer Unterführung, die uns unterirdisch auf die selbe Seite gebracht hätte. So wechselt man also hier eine hochfrequentierte Allee. Mit einer Unterführung. Fürs nächste Mal.
Auf unserem Weg durch die Innenstadt kamen wir am Parlament vorbei, wo wir einige Protestansprachen noch mitbekamen.
Gegen Mitternacht fielen wir dann glückselig und tiefschlummernd in unsere Betten.