Bereits um 6 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Nachdem ich meine sieben Sachen zusammengepackt hatte und mir noch ein Stück Magdalenkuchen zum Frühstück auf meinem Zimmer genehmigte (hatte ich vorsorglich am Vorabend im örtlichen Tante Emma Laden besorgt), wollte ich das sich noch im Tiefschlaf befindene Hostal Schlag 7 verlassen und….
… stand vor verschlossenen Türen. Selbst der Zimmerschlüssel, der normalerweise in solchen Situationen auch für die Hoteleingangstür passt, wollte nicht funktionieren. Ich rüttelte also mehrmals kräftig an der Tür und entdeckte dann die Nummer des Sicherheitsdienstes. Entschlossen stellte ich mich hinter die noch dunkle Rezeption und wählte die Nummer. Es dauerte keine Minute, da war ich befreit… allerdings nicht wegen meines Anrufs, sondern weil der Sicherheitsdienst gerade zufällig im Auto vorbei fuhr und mich hat panisch an der Tür zerren sehen.
Wie auch immer! Der Tag konnte beginnen. Ich marschierte geradewegs mit zwei vor mir laufenden Pilgern in die aufgehende Sonne hinein. Herrlich.
Die ersten 10 km waren ratz fatz erledigt. Meine Füsse hatten mir also den Marsch vom Vortag nicht übel genommen, obwohl ich morgens beim Aufstehen das Gefühl hatte, keinen Meter in den schweren Wanderschuhen laufen zu können.
Dann traf ich eine Ungarin, mit der ich mich jedoch mangels ihrer Englischkenntnisse leider kaum verständigen konnte. Sie hat einen Lebensmittelladen zusammen mit ihrem Mann in der Nähe von Budapest, 2 Kinder (20 und 16) und läuft seit 21 Tagen – Start in Saint-Jean.
Nach ca. 11 km traf ich auf die Verpflegungsstation namens „Maria“ und …. 10 andere Pilger.
Mitten im „Nichts“ stand sie da und hat die Pilger mit den besten Köstlichkeiten versorgt. Echt Wahnsinn.
Gegen 11 Uhr erreichte ich dann Astorga und traf auf Diana, eine nette ältere Dame aus Dänemark. Ihr Mann wandert nicht so gerne, sondern läuft (also sportlich gesehen -run) lieber und deshalb geht sie den Camino allein. Gestartet ist sie in Pamplona.
Wir haben uns grossartig unterhalten und schon waren weitere 5 km geschafft (ca. 13:00 Uhr und ich hatte 21 km).
Dann traf ich auf David aus Neuseeland. Der hat gerade ein Projekt in Papua Neuguinea beendet und reist jetzt 3 Monate durch Spanien und Frankreich. Davon ein paar Wochen den Jakobsweg bis Finisterre. Krass!
Er hat mich bis El Ganso begleitet.
Dort traf ich bei meiner letzten Pause auf ein deutsches Ehepaar aus der Nähe von Magdeburg. Sie sind von zu Hause aus gestartet und haben rund 2.900 km hinter sich. HELDEN!!! Sie freuen sich aber auch solangsam wieder auf zu Hause und das alleine schlafen. Seit März nächtigen sie in Herbergen.
Meine letzten km waren hart! Auch mein Hörbuch konnte die Schmerzen in den Füssen nicht vergessen lassen und so kam ich nach 9 Stunden und 37 km endlich an.
Zum Abendessen gab es Fischsuppe und Pollo in Olivenöl mit Pommes 😉
So! Mein Akku ist jetzt wirklich leer und ich übrigens auch!