Am Morgen unseres dritten Etappentages wurden wir von leichtem Regen geweckt. Der Himmel war ziemlich wolkenverhangen und kündigte die ersten kräftigen Schauer an.
Da es Frühstück jedoch erst ab 8 Uhr gab, konnten wir nicht so früh aufbrechen wie am Vortag. Wir versuchten unseren Abmarsch also weitestgehend vor dem Frühstück vorzubereiten um unmittelbar danach aufbrechen zu können.
Toundra konnte jedoch noch nicht versorgt werden, da es zwischen ihr und dem mitweidenden Pferd einige Konflikte gab… Ähnlich wie wir, teilt Toundra unglaublich ungern ihre Mahlzeiten 🙂
Nachdem wir aufgrund des stärker einsetzenden Regens alles wasserfest verstaut hatten, brachen wir gegen 9:30 Uhr auf. Heute sollte es nach Curbieres über den Col de Finiels (auf 1.600 Meter Höhe) gehen.
Bei strömenden Regen und 17 Grad verfolgten wir die uns beschriebene Wanderroute des GR70 (weiß rot) in die falsche Richtung, was wir leider erst nach 2 km bestätigt bekamen… (Google Maps war aufgrund der fehlenden Internet- und Mobilfunkverbindung erst so spät erreichbar). Also wendeten wir die Toundra und stiefelten bei ansteigenden Wassermassen wieder hoch Richtung Ausgangspunkt. 1 Stunde Zeit hatten wir dadurch bereits verloren… 4 km lagen hinter uns…
Bis auf die Unterwäsche durchweicht kamen wir bis zum Waldesrand auf ca. 1.400 Meter Höhe. Die uneindeutige Wegmarkierung und der Unwille bei diesem Starkregen weitere Umwege zu laufen, veranlasste uns dazu mit unserem Routenkoordinator zu telefonieren.
Die Verbindung brach jedoch aufgrund der Unwettersituation in den Cevennen andauernd ab. Ein Gewitter folgte dem nächsten… Hagel setzte ein. Wir suchten Schutz am Wegesrand, hatten das Bedürfnis aufgrund des starken Hagels unter die Bäume zu schlüpfen… das über uns tobende Gewitter lies uns jedoch wieder daran zweifeln…
Uns entgegenkommende Wanderer beschrieben uns die stürmische, schutzlose Situation oben auf dem Col… man hätte sich freiwillig in Kuhlen gekniet um Schutz vor dem Gewitter zu suchen.. Jeder war am schnellen Abstieg und flüchtete Richtung Tal und Schutzhütte.
Blitze, Donner und Hagel lösten sich ab… So verharrten wir ca. 45 Minuten bevor wir völlig aufgeweicht, ausgekühlt und klatschnass schweren Herzens den Abstieg beschlossen… Die Verantwortung, den Esel über eine Stepplandschaft bei andauernden Gewittern zu führen, war uns einfach zu hoch.
Beim Runterlaufen hatten wir das Gefühl durch Wasserfälle zu laufen… unsere Schuhe waren völlig durchnässt.
Toundra war tapfer und folgte uns konzentriert langsam wieder bergab… ebenfalls zitternd unter ihrer Plane.
So kamen wir nach 10 km und 4 Stunden später wieder in unserer Herberge an… tropfnass und ausgekühlt. Und wir blieben nicht die Einzigen. Wanderer, die dort bei einer Tasse Kaffe am Kamin die Wärme suchten, wechselten sich ab.
Mehrere Telefonate mit Franz, unserem Ansprechpartner, führten zu folgender Lösung: da das Wetter in den nächsten Tagen keine Besserung versprach und der ursprünglich geplante Rundkurs damit nicht mehr umsetzbar war… musste eine Alternative her! Michael (der Eselinhaber) wurde angerufen um uns und die Toundra zurück nach Castagnols zu fahren. Von da aus sollten wir ein Taxi zur Herberge nehmen, die für uns am Mittwoch und Donnerstag geplant war… der Ruhetag wurde also in den Regentag vorverlegt… von dort aus planen wir dann Tagestouren mit der Toundra im flacheren Gebiet… diese holen wir dann am Mittwoch zu uns nach… wandernd…
Die Fahrt im Renault zurück nach Castagnols waren genauso aufregend wie die Tour zu Fuß :-). Aufgrund der starken Regenmassen standen im Fußraum ca. 10 cm hoch Wasser… dieses lief regelmäßig in die Lüftungsanlage, was wiederum die Fenster beschlagen lies.
Da wir für die verschiedenen Transportmittel nun dringend Bargeld benötigten, steuerten wir den einzigen auf dem 40 km langen Rückweg befindlichen Geldautomaten an… dieser war aufgrund des immer noch andauernden Gewitters Out of Order….
Es schüttete und schüttete….
In Castagnols angekommen suchte Toundra sofort Schutz in ihrem Gehege… wir stiegen 10 min später ins Taxi….
Als wir gegen 17 Uhr unsere Hochzeitssuite in Mas Nouveau bezogen 🙂 und endlich aus den nassen Klamotten kamen, hellte sich unsere Stimmung wieder etwas auf. Traurig darüber, dass unsere Rundtour zu Ende war nahmen wir endlich eine heisse Dusche und fielen völlig ausgehungert über unsere Lunchbox her.
Aber: die bis zum nächsten Tag 14 Uhr andauernden teilweise starken Regenfälle und Gewitter (die überall jegliche WLAN Verbindung zum Ausfall brachten) bestätigten uns, das unsere Entscheidung die Richtige war…
Wir wurden mit einer überaus entzückenden Christin und ihrem ausgezeichneten Abendessen für die recht miesen Umstände des Tages entschädigt 🙂
Fortsetzung folgt…